Kommentar (GB)

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Sidney 2008: Der Weltjugendtag ist zu Ende


Für die, welche dabei waren, war es ein überwältigendes Erlebnis gewesen. „Wenn man durch Sydney ging, meinte man zunächst, ein großes Event zu erleben. Aber in den Gottesdiensten war die Aufmerksamkeit groß. Die Jugendlichen hörten zu, sangen und beteten – auch öffentlich“ (Bischof Friedhelm Hofmann, Tagespost). Abseits des großen Medien-Echos wurde praktisch rund um die Uhr von mehr als 1000 Priestern an 250 Orten die Möglichkeit zur Beichte angeboten - das Angebot wurde von vielen jungen Menschen genützt.

Wie viele gute Samen sind in diesen wenigen Tagen gesät worden? Diese Frage kann man nicht beantworten, „Individuelle Glaubenserfahrungen lassen sich nicht statistisch erfassen. Eines aber ist nach dem Weltjugendtag klar: Australien ist kein areligiöses Land, eine neue Generation von jungen Menschen hat durch den Papst ein Lebensprogramm aufgezeigt bekommen, und die australische Öffentlichkeit hat ein neues Bild von Papst, Kirche, Glauben und der Jugend gewonnen.“ So der geistliche Chefkoordinator, Weihbischof Anthony Fisher.

Das Beispiel ist immer das mächtigste Zeugnis: Und hier ging der Papst als Vorbild voraus. Er kniete vor dem Allerheiligsten wie alle anderen Pilger auch. Papst Benedikt XVI. zeigt den Jugendlichen bei der Vigilfeier des Weltjugendtags Wege zum konkreten Zeugnis für Christus in dieser Welt auf. „Lasst Weisheit, Stärke, Gottesfurcht und Frömmigkeit die Zeichen Eurer Größe sein!“ so rief er den Jugendlichen zu. „Sprecht von Gott und sprecht mit Gott! Liebe junge Freunde, der Herr bittet Euch, Propheten dieser neuen Zeit zu sein, Boten seiner Liebe“. „Glaubt an das Flüstern, mit dem Gott zu Eurem Herzen spricht“.

Was sind jedoch die Erkenntnisse, die wir als Gemeinde, als Diözese daraus ziehen können? Die tragenden Elemente der Weltjugendtage sind Katechesen, das Sakrament der Beichte, die Anbetung, die Feier der Vigil und der Eucharistie mit dem Abschlussgottesdienst. Aus diesen Elementen wächst die wirkliche Freude am katholischen Glauben.

Zu den Katechesen, die wohl die Grundlage einer Weiter- und einer Tieferführung im Glauben sind, sagte Bischof Friedhelm Hofmann. „In fast allen Gotteshäusern fanden Katechesen in den unterschiedlichen Sprachen statt. Ich habe in Ashbury, Eppening und Rose Bay drei Katechesen mit Jugendlichen aus Oldenburg, Osnabrück und Fulda geleitet. Die Jugendlichen waren sehr aufgeschlossen und wissbegierig. Sie haben nach Glaubenszusammenhängen gefragt, danach warum sie heute glauben sollen. Von den Katechesen und Gottesdiensten bin ich sehr begeistert zurückgekommen.“(Tagespost vom 22.07.2008).

Die Fragen der Jugendlichen rufen aber auch bei uns Fragen auf: Es sind doch sicher fast nur Jugendliche mit einer mehrjährigen schulischen Ausbildung im Religionsunterricht, oft noch als Mitglied einer katholischen Jugendorganisation oder in einer kath. Gemeinde aktive Jugend nach Sydney gefahren. Warum wissen diese nicht, warum sie heute glauben sollen? Warum sind sie so wissbegierig, was wird ihnen bei uns vorenthalten? Warum werden gerade die tragenden Elemente des Weltjugendtages wie Katechese, Anbetung und Beichte in unseren Gemeinden weitgehend nicht praktiziert?

Die Begeisterung für den katholischen Glauben könnte auch bei uns Wellen schlagen, wenn, ja wenn …. wenn wir unsere derzeitige Jugendpastoral auf den Kopf stellten und von Vorne beginnen würden. Z.B mit der Ausbildung von Katecheten die nicht eine Vigil, eine Rockband und ein Feuerkünstler den Jugendlichen zur Firmvorbereitung anbieten (wie z.B. im Dekanat Miltenberg), sondern eine wirkliche Hinführung zum Hl. Geist und dessen Braut die Gottesmutter, zum Gebet und zur Beichte.

Eine Stellungnahme zu dieser „Firmvorbereitung“ von einem 12jährigen Jungen: „Das ist total geil hier, einfach cool. Jetzt wo man so richtig zur Musik toben kann. Ich bin total nass geschwitzt. Obwohl ich mich auf die große Feuershow gefreut hatte, ist es hier trotzdem saucool.“ (Main-Echo vom 14. 04. 2008 ) Können Sie sich vorstellen, dass der Hl. Geist hier einen Fußbreit an Terrain erobern kann? Die Vigil ist längst vergessen, der Hl. Geist hat hier keine Chance mehr. Die Kinder werden in die Irre, wenn nicht zur Sünde hingeführt, denn gleichzeitig wird ihnen vermittelt: eine Disco muss ja was besonders katholisches sein, wenn man schon die 12-jährigen Firmlinge in Massen dorthin führt.

Beten wir, dass der Weltjugendtag seine positiven Auswirkungen auch in unserer Diözese zeigt und zur Umkehr bewegt.

GB


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