Kommentar (GB)

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Ein Bischof zeigt in die richtige Richtung


Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst will laut einem Bericht der „Frankfurter Neuen Presse“ in seinem Bistum die Bezeichnung „Seelsorger“ nur mehr für Priester reservieren. Laientheologen sollen nicht mehr als Seelsorger bezeichnet werden.

Der Liborius Wagner-Kreis betrachtet diese Entscheidung als einen Schritt in die richtige Richtung.

Die Älteren unter uns werden sich noch daran erinnern, dass in ihrer Jugend „Seelsorger“ selbstverständlich nur Priester sein konnten. Etwas anderes gab es nicht. Mit der Zeit änderte sich das Bild: In der heutigen Zeit gibt es immer weniger Priester, dafür wimmelt es von sogenannten Laien-Seelsorgern. Aber sind dies wirklich „Seelsorger“? Wurde damit nicht die echte Seelsorge in ihrem Wesen verändert? Interessanterweise werden trotz der zunehmenden Zahl von Laienseelsorgern die Beichtstühle nicht häufiger besucht, im Gegenteil. Wir glauben, dass hier ein wesentlicher Zusammenhang besteht.

In einem Leserbrief in der katholischen Zeitung „Die Tagespost“ Nr. 118 beschreibt der Autor, dass auch Ehepartner sich gegenseitig (Laien-)Seelsorger seien, auch Eltern für ihre Kinder oder gläubige Erzieherinnen in den Kindergärten, gläubige Pädagogen ebenso wie Gemeinde- und Pastoralreferenten. In gewissem Sinne sollte seiner Auffassung nach also jeder für jeden irgendwie (Laien-) „Seelsorger“ sein. Jedoch halten wir den Titel „Seelsorger“ in diesem Zusammenhang nicht für die richtige Bezeichnung. Der genuin seelsorgerliche Dienst besteht in der Vergebung der Sünden im Sakrament der Versöhnung und das war und ist seit jeher die Beichte.

Es ist bekannt, dass man eine wichtige Aufgabe damit zerstören kann, in dem man Titel und damit auch eine besondere Beauftragung an möglichst viele Personen überträgt und diese dann nach eigenem Gutdünken handeln lässt - jedoch glauben wir, dass auch hier viele „Köche“ den „Brei“ nur verderben. Würde man in einem Heer alle zu Offizieren machen, dann wäre das Heer bereits beim ersten Angriff verloren, weil die spezifischen Kommunikationswege innerhalb des Heeres nicht mehr funktionieren. So ähnlich ist es derzeit auch in der Kirche. Wenn immer mehr Laien zu „Seelsorgern“ ernannt werden, dann gibt es am Ende immer weniger echte Seelsorger mehr. Die Laien beginnen sich nach liturgischen und priesterlichen Aufgaben auszustrecken, die Priester beginnen, sich an den Laien zu orientieren und vernachlässigen ihre eigentlichen Hirten- und Leitungsaufgaben, schlimmer noch: es besteht die Gefahr, dass manche Hirten damit den Laien die Seelsorge und damit eine der wichtigsten Hirtenaufgaben übertragen: Soll das Schaf tatsächlich sich selbst hüten?

Neben der Feier der hl. Messe ist die Beichte die große Aufgabe des Priesters. Hier werden die Menschen wieder mit Gott versöhnt. Die Seele erhält ihr hochzeitliches Gewand, wie es im Gleichnis vom großen Festmahl gefordert wird, damit sie zum Hochzeitsmahl eintreten dürfen (Mt. 22, 11-14). Interessanterweise wird bei diesem offensichtlichen Zusammenhang in der Auslegung nicht mehr die Beichte als Hilfsmittel empfohlen. Angeblich fehlte lediglich die notwendige Einstellung (Würzburger kath. Sonntagsblatt Nr. 42 Seite 2). Das also soll die neue Seelsorge sein? Nein, das ist der Irrglaube der Selbsterlösung. Dagegen kann aber nur Jesus Christus uns von dem Bösen erlösen. Und wer ist der Seelsorger, der jedem Schäfchen nachgeht um es zurückzuholen, der Fachmann auf diesem Gebiet der Sorge um die Seele, der das hochzeitliche Gewand der Seele schenkt? Es ist Jesus Christus, der bereit ist zu vergeben und zu heilen, wenn der Gläubige umkehren will von seinem verkehrten Weg. Dies geschieht in der Beichte und nicht in einem Ehegespräch oder durch pädagogische Massnahmen. Jesus Christus hat das Priesteramt bewusst seinen Jüngern übertragen und diese den Bischöfen und dann diese wieder durch die Priesterweihe den Priestern in den Gemeinden vor Ort. Das ist die Lehre der Kirche. Daher sind die Vertreter Christi, die Bischöfe und die geweihten Priester, jene, denen der Titel „Seelsorger“ gebührt, diese sorgen sich auf sakramentale Weise um die Seelen.

Die großen Seelsorger der Kirche wie der hl. Pfr. von Ars, Johannes Vianney, der hl. Philipp Neri, der hl. Don Bosco oder Pater Pio, erhalten besonders durch ihre Treue zum Beichtstuhl ihre Größe. Wir glauben nicht, dass man mit einem Federstrich Laien zu Seelsorgern machen kann, denn dadurch wird das Sakrament der Beichte unterhöhlt, ja, könnte sogar gänzlich verschwinden. Damit würde sich die Kirche weit von Jesus Christus entfernen, der für unsere Sünden gestorben ist und uns durch das Sakrament der Beichte mit ihm wieder versöhnt.

Das heißt aber nicht, dass Laien keine katechetischen Aufgaben übernehmen und die Menschen belehren und auch wieder zur Beichte anleiten sollten. Das sollten selbstverständlich sehr viele tun. Aber solche guten Katecheten, solche Helfer der Seelsorge, kennen wir leider derzeit - im Jahre des Herrn 2008 - nur wenige.

Hoffen und beten wir, dass diese Zusammenhänge „Priester/Seelsorger“ wieder deutlicher erkannt und beherzigt werden, denn wir brauchen dringend wirkliche Seelsorger: Priester, die die Lehre der Kirche unverkürzt und unverfälscht verkünden insbesondere durch Einsatz und Anwendung der Sakramente.

GB


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